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die Löwen der Serengeti



Löwen, wer träumt nicht davon, sie einmal in ihrer natürlichen Umgebung beobachten zu können.                                                                       Jeder der eine Safari macht, ob hier in Tansania, Kenia oder Namibia möchte sie unbedingt sehen, die größten Raubtiere, neben den Tigern, auf unserem Planeten.                                                                                                                                                                                                                      In der Serengeti sollen nach Schätzungen, zwischen 300 und 400 Löwen leben, so genau weiß man das wohl nicht. Es braucht also etwas Glück, sie in diesem riesigen Gebiet, das immerhin die Ausmaße von Schleswig Holstein besitzt, zu finden. Die meisten Reisenden haben dieses Glück und treffen auf ein Rudel.                                                                                                                                                                                    Schon merkwürdig, dass  diese Großkatzen die Gemeinschaft lieben, sind doch sonst alle Groß und  Kleinkatzen eingefleischte Einzelgänger. Sadat hat einmal eine Gruppe von über dreißig Tieren erlebt. Zusammen haben wir eher kleine Gruppen bis zu 15 Löwen entdeckt. Löwen unterscheiden sich nicht nur durch ihr Sozialverhalten von anderen Großkatzen, es ist auch die Art der Kommunikation der männlichen Löwen, durch ihr lautes Gebrüll stecken sie sozusagen ihr Revier ab und lassen andere Männer wissen, wie stark sie sich fühlen. Über vier Kilometer weit schallt ihr Brüllen durch die Savanne. Ein schauderhaft schönes Gebrüll, wildromantisch zum Einschlafen. 

Meist jagen Löwen bei Dunkelheit oder in den frühen Morgenstunden, so ist es nicht verwunderlich, sie bei einer Safari eher ruhend anzutreffen. Auch bei einer früh morgendlichen Pirschfahrt habe ich sie nicht jagend erlebt. Falls sie sehr hungrig sind, kann man schon mal das sehr große Glück haben und sie mitten am Tag erwischen, Sadat konnte dies ein paarmal beobachten.                                                            Die meisten Löwen die wir beobachten konnten, lagen schlafend oder dösend unter einem Schatten spendenden Busch. Hin und wieder öffneten sich kurz die Augen, der müde Blick richtete sich  auf den davorstehenden Jeep, dann wurde weiter gedöst. Zwischendurch wurde mal die Schlafposition geändert, die Bewegungen gleichen einer schlafenden Hauskatze. Gerne ruht sich auch eine Gruppe auf den Granitfelsen, die verstreut in der Serengeti zu finden sind, aus.  Dicke Bäuche verraten, die erfolgreiche Jagd. Sie ließen sich in ihrer Siesta auch nicht von bis zu 8 Jeeps stören. Sie scheinen gelernt zu haben, dass von den knatternden Dingern, keine Gefahr ausgeht. 

Löwen haben vielleicht nicht die Anmut eines Leoparden, oder die Grazie des Gepards  und doch haben sie mich in ihren Bann gezogen. Ich hätte Stunden neben ihn verbringen können, auch schlafend sind sie beeindruckend, schön mit ihrem goldgelben Fell. Die jungen Männchen mit ihrer kleinen Strubbelmähne, es wird noch lange dauern, bis daraus die weithin sichtbare, imponierende Mähne wird, die zeigt sich erst mit 5 Jahren in voller Pracht. Einen ausgewachsenen Löwenmann, zu betrachten wie er langsam durch die Savanne schreitet, ist ein wunderbares Erlebnis. Ein gesunder Löwenmann wirkt kraftstrotzend und stolz.   Sie scheinen sich ihrer Kraft sehr bewusst zu sein, die Körpersprache sagt eindeutig:“ hier komme ich“.                                                                             

 Löwenbabys sieht man  nicht so oft, werden sie entdeckt, gibt es, das in allen Sprachen gleichklingende“ Ohhh wie süß“ zu hören. Ich habe in einem Jeep eine Amerikanerin erlebt, die sich gar nicht mehr einkriegen wollte zu kreischen, was ihr viele böse Blicke beschert hat.  Sie sind aber auch wonnig. Das Vergnügen, die kleinen, tapsigen Babys zu betrachten, hatten wir auf unserer Safari nur einmal.                           Löwenmütter trennen sich vor der Geburt ihrer Kinder um sie alleine und abgeschieden vom Rest des Rudels auf die Welt zu bringen. Erst nachdem die Jungen sechs Wochen alt sind, kehrt sie zurück zu ihrer Gruppe. Erst dann  kann sie  sicher sein, dass sich alle liebevoll um den Nachwuchs kümmern. Man kann sich vorstellen, dass diese sechs Wochen unglaublich anstrengend sind. Die Löwin muss alleine jagen und sich zusätzlich um die Sicherheit ihrer Babys sorgen, sie wird sich also nicht weit von ihnen entfernen, das minimiert das Beutespektrum ungemein. Löwen jagen in der Gruppe, so haben sie  den größten Erfolg, das heißt Löwinnen jagen in der Gruppe, männliche Löwen beteiligen sich nicht daran, sie beschützen den Rest des Rudels. Die junge Mutter hat es also nicht leicht, Beute zu machen.                              Wir sind am Ende unserer Safari zuerst auf zwei Babys gestoßen. (In meinem Safaribericht erwähnte ich diese Begegnung auch  kurz) Bestaunt von besagter Amerikanerin und vier weiteren Jeeps. Hin und wieder traute sich eins der Jungen den Kopf aus dem Gestrüpp in dem sie lagen, zu heben, um gleich wieder, scheinbar arg verschreckt, abzutauchen. Nachdem wir ca. 1 Kilometer gefahren waren, trafen wir auf die Mutter. Sie lag direkt neben der Piste, völlig ausgemergelt und zerkratzt. Sie hatte scheinbar schon lange kein Jagdglück mehr gehabt. Wir haben eine Weile neben ihr gehalten und sie beobachtet, lange Zeit schaute sie abgewandt von uns in die Savanne, bis sie plötzlich ihren Blick auf mich richtete, nur ein paar Sekunden lang, aber dieser Blick ging mir durch und durch, sie tat mir unendlich leid. Ich glaube wenn ich alleine gewesen wäre, ich hätte ihr, gegen alle Vernunft, mein Lunchpaket zugeworfen.

 

Eine ähnliche Szene, die ich in Erinnerung behalten werde, hatte ich letztes Jahr bei einer Safari. Wir trafen auch hier auf eine einzelne Löwin, leicht verletzt und augenscheinlich müde streifte sie einsam durch das Buschland. Sie kam unserem Jeep sehr nah. Direkt vor meinen Augen, fast zum Greifen nah, setzte sie sich und sah mich an, wieder nur Sekunden, aber mit der Gewissheit: „sie hat dich gesehen“. So ein Blick trifft genau ins Herz, bleibt dort. Das sichere Gefühl, alles ist eins breitet sich aus und du weißt genau, auch Tiere haben eine Seele.

Löwen beim Fressen zu beobachten, hat in mir zwiespältige Gefühle ausgelöst. Wenn sie an dem Kadaver zerren, ihre Zähne ins Fleisch schlagen und dabei knurren, ist das ein hoch interessantes  Erlebnis, aber eben nicht schön. Das ist die Natur, sagen viele, dennoch an den Anblick musste ich mich erst gewöhnen. Dagegen empfand ich, dass  spielerisch zerren von zwei Youngstern an einem  Kadaver hoch spannend. Es war deutlich zu erkennen, dass sie für die zukünftige Jagd trainieren. 

Es braucht Zeit und ein wenig Geduld die Löwen zu beobachten, nicht alle Reiseanbieter berücksichtigen dies und hetzen ihre Gäste durch die Serengeti. Die Fahrer stehen unter ungemeinem Druck, den Touristen möglichst viele Highlights zu bieten. Ein kurzer Blick auf ein schlafendes Rudel und schon geht es weiter und es passiert wohl auch schon mal, dass es ein Fahrer zu „gut“ meint und eine Flasche in das Rudel wirft um eine Reaktion zu erwirken. Sicher, es warten harte Strafen werden sie dabei erwischt und ihren Job sind sie sicher los, aber sie wollen ihre Arbeit gut machen denn erst dann winkt ein angemessenes Trinkgeld. Die meisten Reiseanbieter werben mit den Highlights der Nationalparks, sie bedenken dabei nicht, was diese hohe Erwartungshaltung der Touristen insgesamt bedeutet.                                                 

 

 Die Begegnungen mit den Löwen in der Serengeti haben mich nicht nur begeistert, sie haben mir auf eindringliche Art gezeigt wie schützenswert unsere Natur ist und wie wichtig es ist ihren Lebensraum zu erhalten, damit  auch meine Enkel noch sagen können: „Wow, ein Löwe“. 



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Kommentare: 3
  • #1

    Dorothea Weckmann-Piper (Donnerstag, 29 November 2018 18:44)

    Liebe Elske,
    Vielen Dank für Deinen so lebendigen, beeindruckenden und auch "zu Herzen gehenden" Bericht.
    Deine so guten und lebendig wirkenden Fotos zeigen, wie sehr Du mit diesem Land und den wunderbaren Tieren verbunden bist.
    Liebe gRüße, Dorothea

  • #2

    Brigitte Hecker (Sonntag, 02 Dezember 2018 12:35)

    Liebe Elske ,
    Dein gefühlvoller und sehr informativer Bericht über das Leben der Löwen in der Serengeti beeindruckt mich sehr..Wir spielen schon lange mit dem Gedanken Afrika zu besuchen , dieses wunderschöne Land mit seinen Menschen und Tieren einmal selbst zu erfahren ..Dann verwerfe ich begonnene Planungen wieder , erfreue mich an Berichten wie Deinen..
    Ich weiß, die Erwartungen der Touristen sind immens , die Guides somit auch unter dem Druck stehen ,etwas zeigen zu müssen..So sind die Menschen (Touristen ) halt ,dabei kann man nicht alles kaufen.. Dieses wird leider oft vergessen..
    Wenn wir nach Afrika kommen wünsche ich mir einen Guide wie Sadat..

    Danke auch für die vielen schönen Bildbeiträge ,für deine gefühlvollen Gedanken und Worte.

    liebe Grüße, Brigitte

  • #3

    Norbert Kappenstein (Donnerstag, 06 Dezember 2018 17:42)

    Hallo Elske, wunderbar Dein Bericht.
    LG Norbert