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Garfield und Kali



Eine Geschichte von zwei kleinen Wesen, die zufällig in unser Leben stolperten. Kali ist ein kleiner Junge von 8 Jahren und Garfield ist ein kleiner Kater von ca. 8 Wochen und beide verändern gerade irgendwie unser Leben.

Letzen Sonntag saßen wir vier gemütlich beim Frühstück. An den Sonntagen fällt unser Frühstück meist besonders üppig aus, es gibt frischen Saft, Mandazi, selbst gemachte Marmelade, Eier usw. Wir genossen also unser Frühstück. Die Jungs griffen ordentlich zu, da sie schon eine Weile mit anderen Kindern draußen Fußball gespielt hatten. Als Mini unvermittelt meinte:“ Kali hat schon lange nichts mehr gegessen.“ Ich kenne Kali nicht besonders gut, aber er war einer der ersten, der Elske sagte, immer freundlich lächelt wenn er an mir vorrübergeht und schon ein paar Mal mit anderen Kindern auf unserer Veranda gespielt hatte. Darüber hinaus wusste Sadat nur, dass er in unserer Straße wohnt und super gut Fußball spielt, entweder Barfuß oder mit Flipflops. Wir waren beide ziemlich baff und wollten natürlich wissen, wie Mini das genau meinte. Mini redete eine Weile auf Suaheli mit Sadat, der dann für mich übersetzte. Anscheinend waren Kalis Eltern verreist und die Nachbarin die Kali versorgen sollte, tat dies wohl nicht. Ich kann mir ja nun vieles vorstellen, aber dass man einen acht jährigen Jungen allein Zuhause lässt, um zu verreisen, ging nicht in meinen Kopf.                                                                                                                                        Manchen Dingen kann man aber nicht sofort auf den Grund gehen, daher beschlossen wir, Kali erst einmal  zum Frühstück einzuladen. Kurze Zeit später stand er dann auch ziemlich schüchtern in der Tür. Sadat bereitete ihm ein Frühstück zu und Mini und Kassim leisteten Kali beim Essen Gesellschaft. Nachdem Frühstück wollten die Jungs wieder Fußball spielen. Sadat und ich saßen auf unsere Veranda und spekulierten über Kalis Situation. In unserer Straße tummeln sich so viele Kinder, ohne dass wir die Eltern dazu kennen oder genau wissen wo sie wohnen und so ging es uns auch bei Kali. Er kam dann auch zum Mittag und Abendessen bei uns vorbei. Kali erzählt nicht so einfach von sich, Sadat muss ihn fragen und auch dann erzählt er nur das notwendigste. Dieser kleine Knopf lebt scheinbar schon eine ganze Weile mehr oder weniger alleine. Die Mutter wohnt weit weg in irgendeinem Dorf, der Vater verkauft gebrauchte Kleidung in der Nähe von Moschi und kommt höchstens einmal in der Woche vorbei. Kali hat noch einen älteren Bruder der eigentlich bei Kali bleiben soll, eigentlich….  Kali ist an seine schwierige Situation gewöhnt und wirkt dabei nicht einmal unglücklich. Er strahlt Gelassenheit aus, ist freundlich manchmal ausgelassen fröhlich, dass beeindruckt mich sehr. Er ist mit seinen acht Jahren sehr selbständig und kümmert sich sogar darum, saubere Sachen zu tragen und pünktlich in die Schule zu gehen.                                                                                                                                                                                           In Deutschland hätte ich sofort das Jugendamt eingeschaltet, hier gibt es kein Jugendamt, keine Stelle an die man sich wenden kann um Verantwortung abzugeben oder nicht alleine zu tragen. Hier versucht man das Kind erst einmal satt zu bekommen. Kali mag nicht erzählen welche Nachbarin ihn versorgen soll und wir wollen ihn auch nicht drängen. Wir warten darauf, dass der Vater auftaucht damit wir gemeinsam eine Lösung für Kali finden. So lange kommt Kali wann er möchte, isst mit uns mit  und kann mir auch ruhig seine Wäsche vorbei bringen.                                                                                                                                                                                                                                           Fast zur gleichen Zeit wie Kali tauchte Garfield auf, dass heißt Kassim hat ihn irgendwo gefunden. Der kleine Kerl war auch völlig ausgehungert. Die Jungs haben ihn gleich ins Herz geschlossen und passen auf, dass er von anderen Kindern nicht zu sehr bedrängt wird. Hier ist es eher unüblich mit einem Haustier zu schmusen, Hunde die frei herum laufen werden oft mit Steinen beworfen. Sadat ist ohne Haustier aufgewachsen und war am Anfang sehr skeptisch, dass heißt eigentlich wollte er keine Katze. Aber wie Katzen nun mal sind, der kleine Garfield hat Sadat einfach überredet und bevorzugt Sadats Schoss deutlich mehr als meinen.

 

So ist das wenn kleine Wesen plötzlich im eigenen Leben auftauchen und es ein bisschen durcheinander bringen, irgendwie richtig schön.


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Kommentare: 2
  • #1

    Diana v. Bohlen (Samstag, 05 Mai 2018 21:30)

    eine sehr berührende Geschichte !

    wie gut, dass die Beiden auf Dich getroffen sind !

    lieber Gruß

    Diana

  • #2

    Edith Vogel (Samstag, 29 Dezember 2018 11:31)

    Wieder eine wunderbare Geschichte von dir liebe Elske!
    Liebe Grüße zu dir und deiner Familie und einen guten Jahreswechsel
    wünscht dir Edith