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Unser Umbauprojekt auf Sansibar



Seit gestern regnet es fast ununterbrochen, dazu kommt eine leichte Magendarmgrippe, so dass ich mir gezwungener Maßen eine kleine Auszeit nehme und es endlich  schaffe, einen Blogbericht zu verfassen.

 

 Euch liebe Leser und Leserinnen möchte ich gleich vorab für Eure Geduld danken, der letzte Eintrag liegt wirklich schon viel zu lange zurück.

 

Vier Monate nahm uns der Umbau an sieben Tagen in der Woche in Beschlag, dabei gab es Tage, die uns beide, Sadat und mich, an unsere Leistungsgrenze gebracht haben.                                                                                                                      Anstatt der versprochenen 8 Wochen zog sich der Umbau über 12 Wochen hin. Davon mussten wir 4 Wochen ohne Küche auskommen. Von uns beiden hatte Sadat sicherlich den größten Stress musste er doch oft zwischen Abiola und mir vermitteln. Ihr erinnert Euch vielleicht, Abiola fungierte bei unserem Projekt quasi als Bauunternehmer. In der ersten Zeit des Umbaus war ich von Abiolas Arbeit noch recht angetan, dass änderte sich leider recht schnell.

 

Unser Umbauprojekt ist vielleicht exemplarisch  um die Schwierigkeiten zwischen Handwerkern und Kunden hier auf Sansibar zu verdeutlichen und zeigt sicherlich auch dabei die kulturellen Unterschiede die bei einem solchen Projekt zum Tragen kommen.                                                                                                                                                                                         Ich rede hier nicht von den großen Projekten der Hotelbranche die sicherlich mit anderen Fachkräften arbeiten und oft aus dem Ausland kommen. Falls es auf Sansibar eine Mittelschicht gibt, sind wir ja eher dort anzusiedeln.

 

 Viele Handwerker scheinen nicht zu verstehen, dass sie nur dann einen Folgeauftrag erhalten, wenn sie  gute Arbeit leisten, für die man ja schließlich bezahlt hat. Da es sich bei den meisten Handwerkern um kleine „Firmen“ handelt, sind sie darauf angewiesen, zumindest einen Teilbetrag vorab zu bekommen um das nötige Material kaufen zu können. Da beißt sich die Katze  in den Schwanz, die Handwerker haben Geld bekommen, müssen sich also nicht mehr so mühen eine tadellose Arbeit abzuliefern. Wir haben von anderen Auftraggebern gehört, dass sich die Handwerker nach dem Erhalt des Teilbetrages gar nicht mehr gemeldet haben. So mit hatten wir alles in allem wirklich noch Glück.

 Stolz auf die eigene geleistete Arbeit zu sein und damit auch zu werben hat sich scheinbar noch nicht überall rumgesprochen. Dabei wird oft im Ansatz kreativ gedacht und gearbeitet nur nicht bis zu Ende.

 

Für Abiola war es unglaublich schwierig, die einzelnen Arbeiter so einzuteilen, dass sie Hand in Hand arbeiten konnten. Nachdem er in der ersten Zeit des Umbaus morgens pünktlich erschien, schleife sich immer mehr der späte Vormittag ein, so dass die einzelnen Arbeiter oft nicht wussten was sie machen sollten, dass es eine sinnvolle Arbeitsabfolge geben könnte, wollte Abiola nicht verstehen, so kam es dazu, dass viele Arbeiten quasi doppelt erledigt werden mussten.

Irgendwann fingen Sadat und ich an die Arbeiter in eigener Regie zu instruieren um möglichst wenig Leerläufe zu haben. Sadat kam gut mit den Handwerkern aus und so konnten einzelne Ideen besser umgesetzt werden. Dabei wurde Abiols Ehre natürlich ein wenig angekratzt, was mir persönlich piep egal war. Abiola bekam von uns immer ein Teil der Kosten bezahlt um so die Handwerker zu bezahlen und für das nötige Arbeitsmaterial zu sorgen. Der Gute konnte aber eben auch dies nicht wirklich und so kam es, dass er lieber seinen Wagen neu lackieren ließ, die Handwerker aber zwei Wochen auf ihren Lohn warten mussten und diesen nur dadurch erhielten, in dem wir Abiola einen weiteren Vorschuss gewährten.

Nachdem wir Mitte Juni in der dritten Woche ohne Küche leben mussten und wir ständig mit einem kesho (morgen) vertröstet wurden platzte mir an einem Freitag der Kragen. Ich stand an der Tür unsere Küche die nach wie vor einem einzigen Schuttplatz glich und ließ meinen Ärger lauthals auf Deutsch freien Lauf, dabei benutzte ich Wörter, die nicht zu meinem alltäglichen Sprachgebrauch gehören. Perfektes Zeitmanagement: Abiola hatte just unser Grundstück betreten und musste wohl oder übel meinen Wortschwall ertragen. Er wusste genau um was es ging und musste die einzelnen Wörter auch nicht übersetzt bekommen. Eine Woche später konnte ich die Küche benutzen und sie ist genau so geworden wie ich es geplant hatte, loben mochte ich ihn allerdings nicht, dafür aber die daran beteiligten Handwerker. Das galt allerdings nicht für den Fußboden, ich war so genervt, dass ich spontan entschied, ihn zu einem späteren Zeitpunkt machen zu lassen, ich wollte nicht nochmal vier Wochen warten.

 

In der oberen Etage wurde ein Zimmer nach dem anderen fertig gestellt. Schritt für Schritt kamen wir dabei unserem Ziel näher. An manchen Tagen war ich allerdings von dem vorherrschenden Baulärm so gestresst, dass ich mich auf nichts konzentrieren konnte. Um meinen Ohren ein paar Minuten Pause zu gönnen, genehmigte ich mir hin und wieder einen kurzen Spaziergang am Meer oder eine kleine Auszeit in einem Restaurant in unsere Nähe. Hier sind wir auf Grund der zeitweise fehlenden Küche Stammgäste. Die Sonntage nutzen wir  dazu, den angefallenen Schutt und Müll  der Woche zusammen zu tragen  damit er von Mapo abgeholt werden konnte. Auch wenn wir mit den meisten Arbeitern gut auskamen, der Umgang mit dem anfallenden Müll ärgerte mich. Egal wo einer der Arbeiter stand oder was er in den Händen hielt, es wurde einfach fallen gelassen. Eine große Tüte die wir für die Plastikflaschen aufgestellt hatten, wurde schichtweg ignoriert. Um nicht in Müll oder Schutt zu ersticken mussten also die Sonntage dazu herhalten. 

 

Mitte Juli besuchte uns einer meiner Söhne samt Familie. Die beiden vorgesehenen Zimmer waren rechtzeitig fertig gestellt worden. Die drei Wochen Urlaub mit meinem Sohn brachten eine wunderbare Abwechslung und eine kleine Auszeit in die Umbauarbeiten. Zusammen unternahmen wir einige Ausflüge wie in den Jozani Nationalpark der für den Bestand an Rotkolobus-Affen bekannt ist. Die Drei erfreuten sich am Indischen Ozean und meine Schwiegertochter fand Gefallen an einem Kitekurs. Mini und Kassim waren stolz, dass ihr „Bruder“ aus Deutschland zu Besuch war. Für ihr Verständnis sind Teile meiner Familie eben auch ihre Familie. Die Kinder waren ungezwungen interessiert an den offensichtlichen Unterschieden an Hautfarbe oder die Beschaffenheit der Haare und wuselten sich abwechseln durch selbige. Meine Enkeltochter war sehr angetan vom Outfit der Jungs zu den freitäglichen Moschee- Besuchen.  Die drei Wochen vergingen wie im Flug, wir waren uns alle einig ein paar Tage mehr wäre schön, aber…. Schweren Herzens brachten wir sie Anfang August zum Flughafen.

 

Zum Traurig sein blieb nicht viel Zeit, der letzte Umbau-Abschnitt stand bevor. Der Fußboden der Veranda musste noch neu betoniert werden. Abiola wollte fertig werden und hielt seine Arbeiter ungewohnt hektisch zum arbeiten an. Die geplante Vorgehensweise fand ich unlogisch konnte mich aber leider nicht durchsetzen auch nicht bei meinem Mann. Nach drei Tagen waren diese Arbeiten abgeschlossen und sahen erst einmal gut aus. Sadat und ich ließen uns Zeit, alle erledigten Arbeiten noch einmal zu überprüfen, einiges musste nachgebessert werden, eher Kleinigkeiten. Nun gab es keinen Grund mehr Abiola das restliche Geld vorzuenthalten. Ein gravierender Fehler auf unsere Seite, zeigten sich doch bald die ersten Risse im Betonfußboden. Auf unsere Veranda hat er deutlich Pfusch betrieben, bis heute hat er sich dem nicht gestellt und geht nicht mal mehr ans Telefon. Das er durch sein Verhalten nachfolgende Aufträge von uns nicht bekommt und wir ihn natürlich nicht weiter empfehlen ist ihm dabei scheinbar egal. Wir müssen vorerst mit dem Pfusch leben, der sich gottlob eher optisch bemerkbar macht.

Die Umbauarbeiten waren jedenfalls nach über vier Monaten abgeschlossen. Sieben Gästezimmer warteten auf ein „Gesicht“ das möglichst nah am Suaheli-Stil liegen sollte. Sadat und ich waren uns von Anfang an einig, möglichst viel an Mobiliar hier in Paje herstellen zu lassen. Nachhaltigkeit ist dabei ein Leitgedanke der sich hoffentlich Schritt für Schritt verwirklichen lässt und nicht nur in Bezug auf Ökologie. Uns ist bewusst, dass wir klein anfangen, aber für uns zählt dabei jeder Schritt.

Es gibt zwei Tischlereien hier in Paje die Ideen von uns umsetzen mögen. Mittlerweile sind die meisten Betten fertiggestellt. Auch wenn ich recht gut an der Nähmaschine bin, an die Mückennetze mit unendlich viel Stoff traue ich mich noch nicht heran. Eine kleine Schneiderwerkstatt hat sie uns hergestellt.  Schränke und Stühle besitzen einen lokalen Flair und werden von ansässigen Handwerkern hergestellt. Das dabei mal ein Stuhlbein wackelt muss man in Kauf nehmen. 

Vieles machen wir selbst, angefangen bei den Rollos, Handtuchhaltern etc.                                                                              Vom Umbau sind noch viele Materialien übrig geblieben und so ist Upcycling  eine Idee.  Es gibt im Internet Portale die einen dazu inspirieren, dass  ein oder andere herzustellen. Daneben hatten wir einfach Glück, so fanden wir durch den Tipp einer Freundin, in der Stadt eine ganze Straße in der Männer aus Schrott Neues herstellen. Unsere Außenlampen sind  ein Produkt davon. Für die Innenbeleuchtung brauchte ich eine ganze Weile bis ich die passende Idee für die Lampenschirme bekam, nun stricke ich am Abend nicht sondern kreiere eigene Lampenschirme.

 

Nicht nur die Innenräume wollen gestaltet werden, der Garten oder was davon übrig war musste dringend ein neues Gesicht erhalten. Auch wenn es kein großer Garten ist wollten wir ihn so anlegen, dass nicht nur wir, sondern auch zukünftige Gäste sich hier wohl fühlen können. Als erstes mussten wir ihn von dem restlichen Schutt befreien, Mapos kleiner LKW wurde dazu bestimmt ein duzend Mal beladen. Dazu kamen Unmengen an Korallensteinen, die überall im Boden zu finden sind, darauf wachsen Pflanzen nur spärlich, auch sie mussten raus. Tagelang waren wir mit diesen Arbeiten beschäftigt, allein hätten wir dies nicht bewerkstelligt.                                                                                                        In Fazil haben wir glücklicherweise einen tollen Helfer gefunden der unseren Garten vielleicht noch mehr liebt als wir.      Zu dritt buddelten wir uns jedenfalls durch die Erde und schleppten Steine bis zum Umfallen.                                             Durch Fazil kamen wir dann auch an Pflanzerde, ein absoluter Glücksfall. Hier in Paje ist der Boden eher unfruchtbar, Erde muss also aus der Inselmitte geliefert werden und die Behörden lassen dies nicht immer zu. Nachdem unsere Erde angeliefert wurde, musste sie natürlich verteilt und unter den sandigen Boden gemischt werden auch zwei Tage harte Arbeit. Rasensamen sind hier unbekannt und wie manche Hotels an ihren Golfrasen kommen, bleibt für mich bis jetzt ein Rätsel, aber es gibt ja wie meist im Leben Alternativen, unsere heißt Pembagras. Pembagras ist quasi eine robuste Rasensorte die nicht ausgesät  sondern gepflanzt wird, um sich danach, wie z.B. Erdbeeren es tun, verbreiten. Sadat und Fasil waren drei Tage damit beschäftigt die kleinen Pflanzen in die Erde zu bringen. Unser Pembagras erhält eine sehr liebevolle Behandlung und wird, wenn es nicht regnet, zweimal am Tag gegossen.

                                                                                                                                                                                                              Gärtnern war schon in Deutschland eine kleine Leidenschaft von mir und in Sadat habe ich einen Gleichgesinnten gefunden, so kommt es, dass wir nur sehr selten an einer Gärtnerei vorbei fahren. Unser kleiner Garten dankt es uns und sieht schon sehr ansprechend aus.

 

Noch gibt es einiges zu tun, aber wir sind optimistisch in den nächsten zwei bis drei Wochen fertig zu werden. Ob wir dann eröffnen können steht auf dem Blatt der Bürokratie bzw. der Vergabe der Lizenz, die wir beantragt haben.

Ich werde Euch davon berichten und diesmal deutlich schneller, versprochen.

 

 



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Kommentare: 8
  • #1

    Diana von Bohlen (Dienstag, 08 Oktober 2019 23:01)

    liebe Elske,

    es war spannend, Deinen langen Bericht von der Renovierung des Hauses zu lesen !

    soooo viiiiel Arbeit und Mühen !!!

    aber jetzt könnt Ihr wirklich stolz auf das Geschaffene sein !

    ein herrlicher Ort um dort Urlaub zu machen !

    ganz viel Freude und Erfolg für Euch !

    ein lieber Gruß aus dem sonnigen Deutschland

    Diana

  • #2

    Elke Krüger (Mittwoch, 09 Oktober 2019 00:16)

    Hallo Elske, da ich leider seit Monaten nicht in der FC sein konnte, habe ich heute mal Eure Neuigkeiten gelesen und kenne all die Probleme, da meine Schwester in Ägypten ähnliche "Erlebnisse" hatte. Sie nervten sie wirklich sehr.
    Aber Eure Arbeit hat sich doch schon sehr gelohnt, wie den Bildern und den Infos zu entnehmen ist.
    Da wünsche ich Euch einen tollen Anfang mit diesem wunderschönen, kleine natürlichen Hotel.
    Aber das bedeutet dann natürlich auch viel Arbeit...
    Liebe Grüße
    Elke

  • #3

    Gerlinde Kaltenmeier (Mittwoch, 09 Oktober 2019 10:25)

    Liebe Elske,
    Jetzt verstehe ich umso mehr, deine Enthaltsamkeit in der FC, denn du beschreibst sehr realistisch, euer Mamutprogramm.
    Meine Hochachtung zu dieser Leistung, und die Bilder sprechen von daher für sich.
    Herrlich schaut es aus, ich würde aber jeden zukünftigen Gast bitten, eine Dose Erde mitzubringen :-))
    Liebe Grüsse
    Gerlinde

  • #4

    ConnieBu (Donnerstag, 10 Oktober 2019 10:43)

    Liebe Elske,
    deinen Bericht hier habe ich mit Interesse gelesen. Was für eine Mühe! ... und so vieles, was hier in D. so einfach scheint, scheint bei dir tlw. nicht realisierbar oder mit extremen Anstrengungen verbunden zu sein.
    Die Ergebnisse sind aber wunderschön geworden - und so wünsche ich auch bei den weiteren Unternehmungen gutes Gelingen.
    Gerlinde schließe ich mich an: als Gastgeschenk dann Erde in Dosen :))
    Liebe Grüße
    Connie

  • #5

    Dorothea (Donnerstag, 10 Oktober 2019 17:54)

    Liebe Elske,
    erst einmal, herzlichen Glückwunsch zu Eurem Durchhalten, Euren Ideen und wie schön alles geworden ist. Am liebsten würde ich ja mal kommen. Es ist ein richtiges Abenteuer, das Ihr durchlebt, da könnte man ein spannendes Buch schreiben.
    Dir und Deiner Familie alles Gute ! Dorothea

  • #6

    Himmelsstürmer (Freitag, 11 Oktober 2019 10:41)

    Hallo Elske,
    dein Bericht, jede Zeile, jedes Wort für mich Spannung pur. Ihr habt dort wirklich etwas Wunderbares vollbracht, die Bilder zeigen es! Das kommende Jahr haben wir urlaubsmäßig schon verplant, nachdem wir in diesem Jahr aus privaten Gründen nicht verreisen konnten, aber ich halte mir mal 2021 für Sansibar frei. Ich bin mir sicher, wann auch immer, wir werden uns sehen. Euch für die letzten Hürden viel Erfolg, das wird schon klappen.
    Bin auch gespannt auf Deine weiteren Infos u. Berichte.....

    Bis später...., herzliche Grüße an Euch!!!
    Ulli

  • #7

    Marion Stevens (Samstag, 12 Oktober 2019 17:23)

    Hallo Elske,
    euer Durchhaltevermögen hat sich ausgezahlt, die gezeigten Fotos von eurem neuen Zuhause sehen sehr schön und einladend aus. Und deinen langen Bericht habe ich mit Interesse und Freude gelesen.
    Liebe Grüße
    Marion

  • #8

    Georg (Sonntag, 29 Dezember 2019 17:27)

    Toller und ein genauer Beschrieb wie es wirklich ist in Zanzibar. Da ich auch sehr viel da lebe und die Verhältnisse genau kenne. Immer kommt polepole und hakunamata. ( langsam langsam und kein Problem ). Das kann uns mittel Europäer enorm nerven kosten, und gleichwohl ist es für mich immer wieder wie ein nach Hause komme wenn ich in Zanzibar lande. Kwaheri